Eine kleine Runde traf sich am 3. Februar – mitten in der Chaos stiftenden Omikron-Welle. In der Vorstellungsrunde zeigte sich, die Teilnehmer*innen waren aus ebenso unterschiedlichen Bereichen zusammen gekommen wie die Menschen, die gemeinsam an BRAINPALACE arbeiten – Kunst, Theater, Wissenschaft, NGO, Aktivismus waren vertreten.
Sie alle interessierte, wie es zu der Kooperation zwischen den Künstler*innen vom STATE Studio und den Wissenschaftler*innen vom Fraunhofer Institut kam. Christina Hooge, die für Ausstellungsformate und das Programm bei STATE verantwortlich ist, erzählt, der Auslöser war, dass Betrachter*innen häufig vor den Skulpturen der Künstlerin Tatjana Busch starke Gefühlsausbrüche hatten. Das war ein spannender Punkt. Wie kommt es dazu, dass ein Licht- und Klanginstallation so starke emotionale Reaktionen hervorruft?
Die Wissenschaftler*innen machten die Betrachter*innen des Kunstwerkes kurzerhand zu Proband*innen. "Dafür wurden ihre EEG-Signale auf Synchronizitäten untersucht und die Wechselwirkung zwischen Kunstwerk, Raum und Teilnehmer*innen klanglich und visuell generiert. Die Installation wurde von der Münchner Künstlerin Tatjana Busch konzipiert, die sich der ästhetischen Wahrnehmung von Mitgefühl und Miteinander widmet. Im Sinne einer audiovisuellen Dramaturgie macht die Installation Licht, Sound, Farbe, Form und Bewegung durch das Neurofeedback innerhalb einer Gruppe erlebbar." (aus der Beschreibung auf der Webseite zum Projekt)
Das Interagieren der Betrachter*innen mit dem Kunstwerk und den anderen Proband*innen im Raum (es gibt bestimmte Regeln, an die man sich halten soll), wirkt sich aus. "BRAINPALLACE reduziert signifikant Stress und steigert das Wohlbefinden." Klingt ein bißchen wie Werbung für einen Massagestuhl. Wie die Interaktion und das sich durch die Gehirnströme verändernde Erscheinungsbild der Installation sich wiederum auf die Proband*innen auswirkt, gibt den Wissenschaftler*innen neue Aufgaben auf.
Wenn Kunst, Design und Wissenschaft kollaborieren, stehen sich Bedürfnisse und Ausrichtungen diametral gegenüber. Christina Hooge sagt, in der Kunst sei das Spiel von großer Bedeutung. Künstlerische Forschung sei eher dem Einzigartigen auf der Spur. Die wissenschaftliche Forschung allerdings wolle für den Ernstfall eine Problemlösung finden. Forscher*innen befänden sich oft in einem System, dem sie sich anpassen müssen, man versuche von Experimenten aufs große Ganze zu schliessen.
Auf die Frage, ob sich Künstler*innen und Forscher*innen vorher bewußt waren, welche Kompetenzen die Beteiligten brauchen, um in diesem Spannungsfeld gut zu kollaborieren, antwortet Christina Hooge, dass sich die Kollaboration erst im Prozess ergeben habe. Expert*innenwissen aus vielen verschiedenen Bereichen sei notwendig. Die Zusammenarbeit müsse klar definiert werden und ein grundlegender Aspekt sei ein respektvoller Umgang miteinander.
Eine der größten Herausforderungen sei gewesen, Menschen dazu zu bewegen, sich auf einen recht großen Zeitinvest einzulassen. Man müsse in so einem Fall erstmal die Leidenschaft bei allen Beteiligten entfachen.
Im Moment kann man die Arbeit in einem Video anschauen. Wir haben allerdings gehört, dass es im Frühling auch die Gelegenheit geben wird, sie physisch zu erleben. Nicht nur für alle, die sich das gern einmal anschauen wollen, ist das großartig. Auch für das Team ist eine Ausstellung mit vielen Besucher*innen eine willkommene Möglichkeit, die Interaktionen von Menschen mit der Installation und miteinander zu messen und durch die Ergebnisse weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Wenn die Sache spruchreif ist, geben wir Bescheid.
Dieser Workshop war Teil des betterplace co:lab-Programm. Alle weiteren Informationen zum Programm findet ihr auf unserer Webseite.
Das betterplace co:lab-Programm ist ein Projekt des betterplace lab und wird gefördert durch Luminate und die Schöpflin Stiftung.
Foto: Tatjana Busch