Wie lernen wir als Gesellschaft den Umgang mit Krisen?
Denn Krise ist bekanntermaßen immer – und so sehen wir uns in den letzten Jahren gleich mit einer ganzen Reihe globaler und in sich verschachtelter Krisen konfrontiert. Weitere Wirtschafts-, Finanz- und Migrationskrisen, militärische Konflikte und eine fortschreitende gesellschaftliche Spaltung sind alles andere als ausgeschlossen.
Unter Resilienz verstehen wir die Fähigkeit eines Systems, adäquat auf (solche) Rückschläge zu reagieren, indem es sich an neue Rahmenbedingungen anpassen kann. Die reine Wiederherstellung des vorherigen Zustands ist nicht das Ziel, vielmehr geht es um eine kontinuierliche Anpassung auf die Zukunft, auf mögliche Krisen und Unwägbarkeiten. Dafür ist stets eine systemische Balance aus Stabilität (Identität, Sicherheit, Verlässlichkeit) einerseits und Flexibilität (Beweglichkeit, Offenheit, Kreativität) andererseits notwendig.
Im betterplace lab möchten wir erforschen, wie sich diese Balance in Systemen herstellen lässt.
Als “Risikogesellschaft” (Beck 1986) müssen wir also einen anderen Umgang mit der Unsicherheit und dem ständigen Wandel erlernen – individuell und strukturell. Das ist anstrengend und voraussetzungsvoll. Die Zivilgesellschaft hat in der Krisenbewältigung eine essentielle Bedeutung. Handlungsschneller als die Politik und gemeinwohlorientierter als die Wirtschaft, übernehmen in Deutschland über 600.000 Vereine, 30.000 Stiftungen und 25.000 Sozialunternehmen (Datenreport Zivilgesellschaft 2019) selbstorganisiert und freiwillig mannigfaltige Aufgaben, um die Wirkung der Krisen abzufedern und insbesondere benachteiligte Gruppen zu schützen.
Das ist eine beeindruckende Leistung, leider oft auf Kosten der Gesundheit der Engagierten. Sozial Engagierte und Beschäftigte des sozialen Sektors leiden überdurchschnittlich an Burnout, Depressionen und Altersarmut. Fast 50 Prozent der Sozialunternehmer*innen, die 2018 am Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums teilnahmen, gaben an, irgendwann mit Burnout und Depressionen gekämpft zu haben (vgl. Raja 2020).
In dem Forschungsvorhaben “Die resiliente Zivilgesellschaft”, gefördert durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, wenden wir das Konzept der Resilienz auf die spezifische Situation im sozialen Sektor an. Ziel ist ein funktionelles Verständnis über die Stressoren, Ressourcen und Konsequenzen der Zivilgesellschaft. Wie können wir sie schützen, was können wir von ihr lernen im Umgang mit Krisen?
Deine Ansprechperson: Dr. Josefa Kny
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"Die resiliente Zivilgesellschaft" ist ein Forschungsvorhaben des betterplace lab, gefördert für den Zeitraum Januar 2023 bis Juni 2024 durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt.