Mut braucht die Welt gerade dringend. Kriege, der Verlust von Lebensraum, der voranschreitende Klimawandel. Es mangelt nicht an aktuellen Herausforderungen, die mutige Lösungen erfordern. Wie entsteht Mut und was können wir tun, um ihn zu fördern?
Ein Ort, der für die Suche nach Mut prädestiniert ist, ist das bUm, der Raum für solidarisches Miteinander in Berlin, findet Sina Ural, die die Konferenz für Engagement, New Work und systemischen Wandel mit dem Titel "Woher kommt der Mut" mit vorbereitet hat und gemeinsam mit Katja Jäger durch den Tag moderierte. Als sie am Rande der Veranstaltung ein Video-Interview gab, ließ sie die mutige Entstehungsgeschichte des heutigen Coworkingspaces nicht aus: “In diesem Haus sollte eigentlich ein Google Campus entstehen. Aber die Zivilgesellschaft hier in Kreuzberg, der Kiez, hat so heftig dagegen demonstriert, dass Google schließlich von den Plänen absah und entschieden hat, das Umspannwerk der Zivilgesellschaft zur Verfügung zu stellen. Seit Anfang 2020 wird es von Menschen bespielt, die sich für das Gemeinwohl engagieren und lauter tolle Projekte machen.” Die Historie des Ortes ist wahrlich ein gutes Beispiel dafür, was für eine Kraft Gemeinschaft entwickeln kann. Mehrere Initiativen wurden gegründet, Demos organisisiert, angeblich Kaffeebecher und Farbbeutel geworfen und die Baustelle am Umspannwerk besetzt. Die gesamte Nachbarschaft mobilisierte sich mutig gegen den Konzernriesen – und trotzte der beschleunigten Gentrifizierung und Wohnraumverdrängung.
Welche Kraft Mut entfalten kann, sehen wir besonders deutlich, wenn wir die Berichte von der aktuellen Revolution im Iran verfolgen. Seit September gehen dort Menschen unter Einsatz ihres Lebens auf die Straßen und erheben ihre Stimme gegen das unterdrückerische Mullah-Regime. Auslöser war der Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini, die ihr Kopftuch “nicht vorschriftsmäßig” getragen hatte, festgenommen wurde und dann in Polizeigewahrsam verstarb. Der Mut der Revolutionäre ist größer als die Angst vor harten Strafen und Gewalt durch die staatliche Polizei. Mit der feministischen Parole in kurdischer Sprache „Jin, Jîyan, Azadî“, auf Deutsch „Frau, Leben, Freiheit“ machen die Protestierenden ihrer Wut Luft.
Wutausbrüche scheinen “Mutausbrüche” zu befördern. Wenn Mut auf genügend Menschen überschwappt, entsteht das Potenzial für radikalen Wandel und möglicherweise eine Revolution.
“Mut kommt aus einer gemeinsamen motivierenden Vision für die Zukunft.”, meint eine der 170 Konferenz-Teilnehmer*innen, mit denen wir gemeinsam der Frage “Woher kommt der Mut?” auf den Grund gingen. Ein weiterer Besucher betont: “Mut entsteht daraus, zu hören und zu fühlen, dass es vielen Menschen aus verschiedenen Communities wichtig ist, wie wir als Gesellschaft weitermachen und was wir verändern wollen, können und müssen."
Laut Definition beschreibt Mut die “Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation seine Angst zu überwinden, Furchtlosigkeit angesichts einer Situation, in der man Angst haben könnte.” (Duden)
Angst, Wut, Hoffnung, positive Zukunftsbilder – Es gibt viele Quellen, die Mut sprudeln lassen. In einer Gemeinschaft, in der viele mutige Menschen zusammenkommen, verstärkt sich der Mut und entfaltet größere Wirkung.
Die Konferenz war möglich durch die Unterstützung von Luminate, Schöpflin Stiftung, BKK∙VBU, pronova BKK und Salus BKK.