In einer Zeit multipler Krisen sind alle Menschen herausgefordert. Insbesondere Engagierte, die sich haupt- oder nebenamtlich für einen besseren sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft und eine gesunde Umwelt einsetzen, brauchen Stabilität und gesunde Arbeitsbedingungen.
Unter dem Begriff Wellbeing verstehen wir die Fähigkeit, achtsam und bewusst mit inneren Spannungen umzugehen und somit eine Balance zwischen den Anforderungen, die an uns gestellt werden, und unseren eigenen Bedürfnissen zu finden. Während wir uns auf eine tiefere Verbindung zu uns selbst einlassen und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen erforschen, setzen wir uns zugleich mit den weitreichenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen auseinander, von denen wir ein Teil sind.
Die Arbeitswelt verändert sich und damit müssen auch die Maßnahmen für Gesundheitsprävention angepasst werden, insbesondere für Sozialunternehmer*innen, die in Coworking Spaces arbeiten oder in Netzwerken organisiert sind. Durch langfristig angelegte Forschung pilotiert das Programm betterplace well:being Gesundheitsförderung in neuen Arbeitsformen von Klein- und Kleinstunternehmen und Coworking Spaces.
Das überarbeitete Programm betterplace well:being startete Anfang März 2023 und läuft bis Ende 2024. In den letzten Jahren der Programmarbeit konnten Erkenntnisse gesammelt werden, wie sich das Workshop-Programm auf die Engagierten auswirkt. Darüber hinaus war es uns möglich, Vertreter*innen der Zielgruppe konkret nach den Umständen und ihren speziellen Bedarfen zu befragen. Evaluierung 2020-22
Unsere Erkenntnisse haben wir für den neuen Durchlauf in drei Säulen übersetzt:
Säule 1: Forschungsphase, in der die Bedarfe verschiedener Zielgruppen ermittelt werden und nachfolgend das Programm angepasst wird (Im Juli 2023 wurden dazu Design Sprints durchgeführt, auf deren Basis der Prototyp der Workshops für Menschen mit Mehrfachbelastungen entwickelt wurde).
Säule 2: Basis-Workshops für ehrenamtlich, haupt- und nebenberuflich Engagierte, die aufgrund ihrer Umstände mehrfach belastet sind.
Säule 3: Entwicklung das Weiterbildungsprogrammes “Community Health Managerin”, das sich für die Gesundheitsvorsorge in Hubs, Coworking Spaces und in Netzwerken organisierte Sozialunternehmer*innen einsetzt.
Viel haben sich die beteiligten Programmpartner, bestehend aus BKK VBU, Pronova BKK und Salus BKK sowie dem betterplace lab, vorgenommen: Zukünftig sollen innerhalb der Zielgruppen Menschen angesprochen werden, die sich bisher eher nicht mit den Workshopthemen befasst haben. So sollten mehr männliche Personen für die Teilnahme motiviert werden, da der Anteil an weiblichen Personen deutlich höher war. Auch Diversität unter den Teilnehmenden und der Zugewinn von Menschen mit Diskriminierungserfahrungen stellen ein wichtiges Anliegen dar, um ganzheitlich und intersektional zu wirken.
Im gegenwärtigen Programmdurchlauf haben wir im Rahmen von Design Sprints erforscht, wie Menschen mit Mehrfachbelastungen, Menschen mit Diskriminierungserfahrungen und Männer im sozialen Sektor zu Formaten der Prävention und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz angesprochen werden können und wie ein Angebot aussehen muss, dass sich an ihren Bedarfen orientiert.
Eine Gemeinsamkeit aller Teilnehmenden des Design Sprints mit Menschen, die mehrfach belastet sind, war das starke Gefühl von Verantwortung – sowohl für ihr direktes Umfeld und ihre Familien als auch für die Herausforderungen der Gesellschaft. Bei der Mehrheit dieser Teilnehmenden hat sich die Belastungssituation in den letzten Jahren auf die Gesundheit ausgewirkt. Basierend auf den Forschungsergebnissen führen wir aktuell einen Prototypen unserer Workshops durch, der auf Menschen mit Mehrfachbelastungen zugeschnitten ist.
Mit unserem Workshop-Programm geben wir mehrfach belasteten Engagierten die Möglichkeit, Kraft zu tanken und einen gesunden Umgang mit ihrem eigenen Stresserleben zu entwickeln. Der Workshop für Menschen mit Mehrfachbelastungen findet online statt und unterteilt sich in 3 aufeinander aufbauende Module, die jeweils einen Input (60 min) und ein interaktives Austauschformat (90 min) beinhalten.
Neben Impulsen der Trainer*innern arbeiten wir mit Reflexionsübungen und Elementen der Körperarbeit, die sich ganz einfach in den Alltag integrieren lassen. Es ist uns ein großes Anliegen, dass sich die Teilnehmenden in einem vertrauensvollen Raum begegnen.
Du willst wissen, was dich erwartet? Dann schau doch mal in die Erfahrungsberichte. Du kannst entweder als Einzelperson teilnehmen oder du packst gleich dein ganzes Team ein und ihr macht euch gemeinsam auf die Reise. Die einzelnen Workshops bauen inhaltlich aufeinander auf, daher bietet es sich an, sie nacheinander zu besuchen.
Stresslevel senken und Energie gewinnen
In unserem ersten Workshop tauchen wir in die Welt der Selbstfürsorge ein. Wir erforschen verschiedene Aspekte der Selbstwahrnehmung und nehmen uns die Zeit, eine tiefere Verbindung zu uns selbst herzustellen. Diese Verbindung dient als Quelle für Kraft und Ressourcen, die wir aktiv in unseren Alltag einbringen und mit der wir unserem hohen Stresslevel aktiv entgegenwirken können. Gemeinsam widmen wir uns dem Raum zwischen "Sein" und "Wirken" und finden heraus, wie du sowohl Verantwortung übernehmen als auch einen Raum in dir schaffen kannst, der dein Wohlbefinden fördert. Wie gelingt es dir, deinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden und gleichzeitig für dein inneres Gleichgewicht zu sorgen?
Nährende Beziehungen aufbauen
Im zweiten Modul widmen wir uns der Beziehung zu unseren Mitmenschen. Gemeinsam erkunden wir, wie wir eine Balance zwischen den äußeren Anforderungen und unseren inneren Bedürfnissen finden. Dabei lernen wir, unsere persönlichen Grenzen wahrzunehmen und bewusst zu kommunizieren.Wir setzen uns damit auseinander, wie wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen so gestalten, dass sie uns stärken und nicht überfordern. In diesem Workshop lernen wir praktische Werkzeuge kennen, die wir nutzen können, um aus der Verbindung zwischen zwei Individuen Kraft zu schöpfen.
Nervensystem im Alltag regulieren
In unserem dritten Modul widmen wir uns der Kunst, auch in stressigen Momenten einen ruhigen Kopf zu bewahren, selbst wenn unsere Zeit begrenzt ist. Wir erkunden, wie wir ein aktiviertes Nervensystem und individuelle Stressauslöser identifizieren und darauf regulierend reagieren können. Dabei lernen wir Techniken kennen, mit deren Hilfe sich innere Stärke in akuten Situationen mobilisieren lässt und wir langfristige Widerstandsfähigkeit entwickeln können. In dieser Sitzung integrieren wir somatische Übungen, die nicht nur unserem Körper, sondern auch unserem Geist dabei helfen, zur Ruhe zu kommen und Ausgeglichenheit zu finden.
Die Arbeitswelt und damit auch die Gesundheitsprävention verändern sich. In den letzten Jahren ist die Anzahl an Coworking Spaces stark gestiegen – 2020 wurden in Deutschland 1286 gezählt.
Da viele Sozialunternehmer*innen und sozial Engagierte in beruflichen Umgebungen arbeiten, in denen es kein klassisches betriebliches Gesundheitsmanagement gibt, ist es ihren eigenen Anstrengungen überlassen, wie und ob sie sich mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen. Durch zahlreiche Interviews mit der Zielgruppe der Klein- und Kleinstunternehmer*innen im sozialen Sektor und Engagierten in Netzwerkorganisationen wissen wir, dass es einen Bedarf nach einer Schnittstelle in Netzwerken und Coworking Spaces gibt, die die Funktionen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge wahrnimmt.
Deshalb entwickelt das betterplace lab in Zusammenarbeit mit den BKK VBU, Salus BKK und Pronova BKK das Weiterbildungsmodul “Community Health Manager*in” zur Betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz. Die frisch ausgebildeten “Community Health Manager*innen” kennen die Belastungen, Bedarfe und Wünsche ihrer Kolleg*innen und sollen in gemeinnützigen (Netzwerk-)Organisationen oder Coworking Spaces als Ansprechpartner*innen mit Vorbildfunktion wirksam werden.
Das Programm betterplace well:being ist ein Projekt des betterplace lab. Die beiden Säulen zur Erforschung der Zielgruppe sowie der Entwicklung des Weiterbildungstools “Community Health Manager*in”/Lots*in werden unterstützt durch die BKK∙VBU, Pronova BKK und Salus BKK.
Wie kann ich auf dem Laufenden bleiben?
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Als freiberuflicher Coach, ausgebildete psychologische Beraterin und Heilpraktikerin für Psychologie bringt Bettina Rollow sehr viel Erfahrung in der Übersetzung von Wellbeing-Ansätzen für den beruflichen Alltag mit. Durch ihre Ausbildungen im Rahmen des “Timeless Wisdom Trainings” von Thomas Hübl und in der Gestalttherapie hat sie zudem mehrjährige Erfahrung in der Anleitung von Selbsterfahrung sammeln können. Zusammen mit Joana Breidenbach zeigt sie in dem Handbuch “New Work Needs Inner Work”, dass jede äußere Veränderung von Strukturen und Prozessen notwendigerweise von einer inneren Transformation begleitet werden muss.
Anjet Sekkat ist examinierte Hebamme und Heilpraktikerin für Psychologie. In ihrer Arbeit als Trainerin für Transparente Kommunikation nach Thomas Hübl leitet sie sei 2014 Gruppen in der Selbsterfahrung, Meditation, Kommunikation und Selbstfürsorge. Weiterhin hat sie diese Kompetenzen vertieft in der Assistenz des 3-jährigen Timeless Wisdom Trainings. Sie arbeitet als Mentorin, Coach und Supervisorin für unterschiedliche Online-Programme (Conscious-U und Academy for Inner Science) seit 2015. Außerdem hat sie eine Aus- und Weiterbildungsreihe für Therapeut*innen und Coaches aufgebaut und führt diese seit 2015 durch.
Jana Schmitz ist seit 2021 als Psychologin, Coach und Traumatherapeutin (NARM) in eigener Praxis tätig, wo sie sich neben der Begleitung von Einzelpersonen auch auf die Begleitung von Teams und Gruppen fokussiert. Sie ist ausgebildet in Transparenter Kommunikation nach Thomas Hübl und hat in vielen Seminaren, Workshops und Trainings ihr Wissen über Bewusstseins- und Persönlichkeitsentwicklung sowie Meditation aufgebaut, sowie ein tiefes therapeutisches Wissen in ihrer langjährigen Tätigkeit in den Heiligenfeld Kliniken erworben. Das Thema “Inner Work” liegt ihr nicht erst seit ihrer Ausbildung im Bereich New Work sehr am Herzen, weswegen sie zuletzt auch einen Onlinekurs “Inner Work Intensive” mit ihren Kolleginnen Joana Breidenbach, Bettina Rollow und Anjet Sekkat veröffentlichte. Sie lebt seit 2017 wieder in ihrer Heimatstadt Berlin.
Sucha Gesina Wolters ist Diplompädagogin und hat lange als Dozentin und Sozialarbeiterin in der Erwachsenenbildung gearbeitet. Sie ist Ausbilderin für Kommunikation in Gemeinschaftsbildungsprozessen und ausgebildet in transparenter Kommunikation nach Thomas Hübl. Sie arbeitet in eigener Praxis und in einer psychosomatischen Klinik als SE-Therapeutin /Traumabegleitung nach Peter Levine und assistiert in der SE-Ausbildung. Außerdem ist sie als Coach und Supervisorin für Einzelne, Paare und Gruppen tätig.
Rivka Halbershtadt ist eine qualifizierte somatische Trainerin mit über 15 Jahren Berufserfahrung. Sie arbeitet mit Einzelpersonen, Gruppen und Teams zusammen, um Veränderungen in allen Lebensbereichen zu ermöglichen. Durch verschiedene Ansätze der Körperarbeit (Biodanza, Shiatsu, Tui-na) zielt Rivkas Arbeit darauf ab, die Entscheidungsfreiheit ihrer Klient*innen zu erweitern, damit sie ihr Potenzial entdecken und ausleben können. Ihre Coaching-Sitzungen haben einen starken transformativen Charakter – sowohl auf der körperlichen als auch auf geistigen Ebene – und ermöglichen es Teilnehmenden, ihre Erkenntnisse von Anfang an in ihre Alltagspraxis zu integrieren.
Rainer Höll ist Executive Coach, Organisationsentwickler und einer der Pioniere des sozialen Unternehmertums in Deutschland. Seit 15 Jahren unterstützt er Menschen und Organisationen, die Veränderung bewirken wollen. Er hat mehr als 100 Sozialunternehmer in ganz Europa persönlich beraten und unterstützt. Coaching-Kund:innen arbeiten mit ihm an schwierigen Entscheidungen, Überforderung, existenziellen Krisen, Burnout, Selbstausbeutung, Konflikten mit Kolleg*innen, Investor*innen, dem Team und Co-Leitenden.
Foto Leuchtturm: Simon Kiepe